Wirtschaftsnobelpreis für Gender-Gap Forscherin
Die amerikanische Volkswirtin Claudia Goldin ist für ihre Forschungen zum Gender-Gap mit dem Wirtschaftsnobelpreis 2023 ausgezeichnet worden. Mit Gender Gap ist die ungleiche Behandlung von Männern und Frauen gemeint – in der Regel geht es dabei um die Benachteiligung von Frauen. Goldin hat die Ungleichheit von Männern und Frauen in der Arbeitswelt untersucht – ein Thema, das bislang in der Forschung nur wenig Beachtung fand.
Warum verdienen Frauen weniger als Männer?
Besonders intensiv hat sich die Wirtschaftswissenschaftlerin mit den Einkommensunterschieden zwischen Männern und Frauen beschäftigt. Dazu wertete sie Daten zu Arbeitsverhältnissen und Gehältern amerikanischer Frauen aus 200 Jahren aus. Das wenig überraschende Ergebnis: Frauen verdienten und verdienen weniger als Männer, und zwar zu jeder Zeit.
Doch was sind die Ursachen dafür? Spätestens jetzt wird es etwas komplizierter. Denn einfache Erklärungsmuster gibt es nicht. Vielmehr fand die Nobelpreisträgerin heraus, dass eine Reihe der Argumente, die oft als Begründung für den Gender-Gap beim Gehalt vorgebracht werden, überhaupt nicht zutreffen. So führt zum Beispiel der bessere Zugang zu Bildung bei Frauen nicht unbedingt zu einem höheren Einkommen.
Eine größere Rolle spielt dagegen die Berufswahl und ganz konkret das Streben nach bestimmten Positionen mit viel Verantwortung und entsprechend guten Verdienstaussichten. Entscheidend ist hier: Jobs mit Spitzengehältern sind nicht nur Zeitfresser, sondern verlangen oft ständige Verfügbarkeit. Goldin bezeichnet diese Art von Arbeitsverhältnissen als „gierige Jobs“. Mit Care-Arbeit, sei es für kleine Kinder oder pflegebedürftige Angehörige, sind diese „gierigen Jobs“ nicht vereinbar.
Das bedeutet: Das gesamte Spektrum an beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten ist in der Regel nur möglich mit einem Partner oder einer Partnerin, der oder die für die Care-Arbeit die volle Verantwortung übernimmt und auf eine eigene Karriere verzichtet. Denn sonst funktioniert die Familie nicht. Je mehr Männer sich auf eine Arbeitswelt einlassen, die ständiges Stand-by erwartet, desto mehr geraten Frauen beruflich ins Hintertreffen, erklärt Goldin in einem Interview mit der FAZ.
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Wie sich der Gender-Gapentwickelt
Doch wie sieht die Zukunft aus? Können Frauen darauf hoffen, dass sich die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern irgendwann angleichen? Auch hier kommt die Nobelpreisträgerin Claudia Goldin zu überraschenden Ergebnissen. Obwohl das Thema Gender Pay Gap in aller Munde ist und jedes Jahr Daten zur Benachteiligung von Frauen beim Thema Gehaltveröffentlicht werden, ist eine kontinuierliche Abnahme der Einkommensunterschiede nicht zu beobachten. Stattdessen verkleinert und vergrößert sich die Gehaltslücke immer wieder.
In den 1980er Jahren zum Beispiel glichen sich die Löhne von Männern und Frauen zunehmend an. Inzwischen klafft die Schere, trotz aller Bemühungen um Gleichstellung, wieder weiter auseinander. Ähnlich sieht es mit der Erwerbsbeteiligung aus: Dass Frauen am Arbeitsleben teilhaben, ist keineswegs neu. Die Zahl der arbeitenden Frauen steigt auch nicht gleichmäßig an, sondern orientiert sich an bestimmten wirtschaftlichen Entwicklungen. Aktuell entspricht die Beschäftigung von Frauen in etwa dem Niveau des frühen 19. Jahrhunderts. In der Industrialisierung sank der Anteil erwerbstätiger Frauen dagegen ab und nahm danach wieder zu.
Konzepte und Maßnahmen für eine bessere Bezahlung von Frauen enthält die Forschungsarbeit von Goldin nicht. Die Wissenschaftlerin trage aber zu einem besseren Verständnis der Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern bei und zeige auf, welche Hindernisse es beim Thema Gleichstellung gebe, erklärte der Vorsitzende des Nobelpreis-Komitees, Jakob Svensson.
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Wirtschaftsnobelpreis geht zum dritten Mal an eine Frau
Der Nobelpreis für Wirtschaft wurde 2023 zum dritten Mal an eine Frau verliehen. Bislang bekamen die Auszeichnung allerdings nur Frauen, die innerhalb eines Teams von Forscher*innen tätig waren. Claudia Goldin ist die erste Wissenschaftlerin, die den mit 950.000 Euro dotierten Preis alleine erhielt.
Goldin wurde 1946 in New York geboren und lehrt seit Anfangder 1990er Jahre als Professorin für Volkswirtschaft an der renommierten Harvard Universität. Die Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt aus wirtschaftsgeschichtlicher Perspektive erforscht sie seit mehreren Jahrzehnten.
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