Tipps und Fakten zum Thema Jobwechsel: Wann ist der beste Zeitpunkt für eine berufliche Neuorientierung? Wir geben dir 5 Gründe und Entscheidungshilfen an die Hand.
Lebenslange Betriebszugehörigkeit: Was früher der Normalfall war, ist längst zur Ausnahme geworden. Gerade zu Beginn der Karriere sind Jobwechsel alle zwei bis fünf Jahre in vielen Branchen gängig. Dabei sind Frauen schneller als Männer bereit, sich von ihrem alten Unternehmen zu trennen und neue Herausforderungen zu suchen. Doch eine berufliche Neuorientierung sollte gut durchdacht sein.
5 GRÜNDE FÜR EINEN JOBWECHSEL
Ein Jobwechsel kann viele Gründe haben. In den seltensten Fällen ist eine berufliche Neuorientierung allerdings die einzige Option. Die 5 häufigsten Anlässe für einen Jobwechsel – inklusive Lösungsvorschlag ohne Kündigung.
1. Spannungen im Team oder mit den Vorgesetzten: Bei Problemen mit Kolleginnen und Kollegen oder der Teamleitung ist ein Jobwechsel in der Regel nicht die beste Wahl. Lassen sich Differenzen nicht im Gespräch klären, kann ein professionelles Coaching helfen.
2. Veränderung der persönlichen Lebenssituation: Umzug, Trennung oder Neustart nach der Elternpause – ein neuer Arbeitsplatz erscheint beim Eintritt in eine neue Lebensphase oft wie eine zwingende Notwendigkeit. Ist sie aber nicht. Mobiles Arbeiten und der Fachkräftemangel schaffen in der Berufswelt eine Flexibilität, die es unter Umständen ermöglicht, auch unter neuen Bedingungen im Unternehmen zu bleiben. Home-Office, angepasste Arbeitszeiten oder eine neue Position in der alten Firma – darüber zu sprechen kann sich lohnen.
3. Mehr Gehalt: Eine Gehaltserhöhung ist erfreulich, aber immer nur ein kleiner Schritt. Um in eine andere Gehaltsklasse aufzusteigen, ist ein Jobwechsel meistens sinnvoll. Doch vielleicht bietet auch das eigene Unternehmen Aufstiegsmöglichkeiten mit ganz neuen Verdienstmöglichkeiten.
4. Jobwechsel als Sprungbrett für die Karriere: Erst Mitarbeiter*in, dann Chef*in in der selben Firma – kann das gutgehen? Der Einstieg in eine Führungsposition mit Personalverantwortung ist oft mit einem Neustart in einem anderen Unternehmen verbunden. Aber Firmen rekrutieren ihre Führungskräfte teilweise auch aus den eigenen Reihen. Wer bleiben will: Interne Stellenanzeigen durchgehen.
5. Neuorientierung in einem anderen Beruf: Wenn aus dem Jobwechsel ein Berufswechsel werden soll, ist eine Kündigung oft unumgänglich. Doch wer diesen Schritt geht, sollte vorher noch ein paar Mal darüber schlafen – denn er bedeutet, noch einmal ganz bei null anzufangen. Auch hier kann es eine Alternative sein, sich beim aktuellen Arbeitgeber nach anderen Positionen mit neuen Tätigkeitsfeldern umzusehen.
Die Entscheidung für oder gegen einen Jobwechsel hängt natürlich von vielen, größtenteils sehr individuellen Aspekten ab – ein Patentrezept gibt es nicht. Wenn Gespräche und Verhandlungen über Veränderungen innerhalb des Unternehmens nicht zum Erfolg führen, ist eine berufliche Neuorientierung meistens der bessere Weg. Dabei können gerade auch Frauen die Chancen für ihre Karriere nutzen, die sich aus dem aktuellen Fachkräftemangel für Jobsuchende ergeben.
FRAUEN WECHSELN HÄUFIGER DEN JOB
Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) vom Sommer 2021 sind Frauen eher bereit den Job zu wechseln als Männer. Insgesamt 18 Prozent der befragten Mitarbeiterinnen gehen davon aus, dass sie in fünf Jahren nicht mehr in ihrem jetzigen Unternehmen arbeiten werden, bei den Männern waren es nur 12 Prozent.
Die Gründe dafür werden in der Studie nicht direkt abgefragt. Eine gewisse Rolle könnte aber die Branche spielen. So sind im Dienstleistungssektor und im Gesundheitswesen, wo besonders viele Frauen beschäftigt sind, der Wunsch den Job zu wechseln am ausgeprägtesten. In männerdominierten Branchen wie der Autoindustrie, der Bauwirtschaft oder dem Maschinenbau ist die Bereitschaft, sich beruflich neu zu orientieren, nur etwa halb so hoch.
Auch mangelnde Karrierechancen könnten ausschlaggebend dafür sein, dass viele Frauen ihrem Arbeitgeber den Rücken kehren. Denn nur etwas mehr als ein Drittel der befragten Mitarbeiterinnen gaben an, in ihrer Firma berufliche Aufstiegsmöglichkeiten zu haben. Unter den Männern waren es dagegen fast die Hälfte.
Damit der Jobwechsel auch wirklich eine Verbesserung bringt, sollten gerade Frauen ihren nächsten Karriereschritt aber gut planen.
WANN IST FÜR FRAUEN DER BESTE ZEITPUNKT FÜR EINEN NEUEN JOB?
Auch wenn die Lebensläufe immer bunter werden und vieles nicht vorhersehbar ist – ähnlich wie bei der Familienplanung macht es auch bei der Jobsuche einen Unterschied, ob sie mit 20, 30, 40 oder 50 stattfindet.
Vor allem Frauen, die nach dem Auszug der Kinder noch einmal beruflich neu durchstarten wollen, erleben hier manchmal ein bitteres Erwachen. Denn anders als bei Männern, die mit Anfang 50 meistens auf dem Höhepunkt ihrer Karriere stehen und mit steigendem Alter immer mehr verdienen, sinken die Gehälter bei Frauen ab Anfang 40 wieder. Eine 2021 von der Online-Stellenbörse Stepstone veröffentlichte Studie auf Basis von rund 250.000 Gehaltsdaten zeigt: Frauen verdienen im Durchschnitt mit 41 Jahren am meisten. Danach geht es bergab.
Die gute Nachricht: Frauen holen langsam auf. Laut einer Erhebung von Compensation Partner, der größten Deutschen Vergütungsdatenbank für Unternehmen, lag der Gehaltsunterschied zwischen männlichen und weiblichen Fachkräften und Führungskräften in der Altersgruppe der über 50-Jährigen 2016 bei mehr als 30 Prozent. Fünf Jahre danach in der Stepstone-Studie betrug die Entgeltlücke Anfang 50 immerhin nur noch 25 Prozent.
Trotzdem bedeutet das für Frauen: Wer Job wechseln möchte, um beruflich vorwärts zu kommen, sollte damit nicht zu lange warten. Karriere findet bei Frauen früher statt als bei Männern. Ob das auf Dauer so bleibt und Unternehmen es sich unter den Bedingungen des Fachkräftemangels noch leisten wollen und können, das Potenzial gut ausgebildeter Frauen über 40 ungenutzt zu lassen, bleibt allerdings abzuwarten.