Ein Job in Teilzeit kann für Frauen karrieremäßig das Aus bedeuten. Wie kann der Salto von ganz auf halb mit voller Karriere trotzdem gelingen?
Mit Teilzeit ins Abseits?
Wer sich entscheidet Teilzeit zu arbeiten, muss sich besonders in einer Führungsposition darauf einstellen, dass es auf der Karriereleiter nicht mehr weiter nach oben geht. Gerade Frauen in Teilzeit werden gern ins Abseits gedrängt und auf weniger qualifizierte Arbeiten festgelegt. Ebenfalls problematisch: Selbst wenn sie nach ein oder zwei Jahren von den Teilzeitstellen wieder Vollzeit in den Beruf zurückgehen, ist die verlorene Zeit schwierig aufzuholen. Denn die Arbeitswelt entwickelt sich rasant weiter und inzwischen hat sich jemand anders schon bestens in das ehemalige Aufgabengebiet eingearbeitet und ist natürlich auf dem neuesten Stand. Damit aus der Teilzeitarbeit nicht in die Teilzeitfalle wird, gibt es einiges zubeachten.
Ist Teilzeit arbeiten wirklich schlechter?
Ist es vielleicht sogar gerechtfertigt, dass Teilzeitstellen bei Arbeitgebern nicht so hoch im Ranking stehen? Die traditionellen Strukturen, die besonders Frauen daran hindern mit einem Teilzeitjob erfolgreich zu sein, spielen sicher eine Rolle dabei, dass Teilzeit schlechter abschneidet. Unflexible Arbeitszeiten, familienunfreundliche Regelungen und eine Kultur des Wettbewerbs unter Kollegen, machen es schwierig, in Teilzeit eine volle Karriere hinzulegen. Das vordergründige Argument der Arbeitgeber ist, dass Teilzeitkräfte weniger effizient seien, als Mitarbeiter,die den ganzen Tag am Start sind. Doch das stimmt so nicht!
Teilzeit versus Vollzeit
Die Zusammenfassung der Studie "Motiviert, effizient, in Teilzeit",die von Studierenden am Institut Personal & Organisation der FH Wien 2017 durchgeführt wurde, im Auftrag der Familie & Beruf Management GmbH und der Arbeitswelten Consulting, bestätigt: Über weite Teile bestehe gar kein Unterschied zwischen der Leistungsfähigkeit von Teilzeit- und Vollzeitkräften, daher sei eine Zurückhaltung im Recruiting unbegründet. Das Hauptargument von Arbeitgebern, keine Teilzeitstellen anzubieten: Die mangelnde Flexibilität und fehlende Bereitschaft der Mitarbeiter*innen zu Überstunden bedeuten für das Unternehmen mehr Koordinationsaufwand. Was sich gerade, wenn kleine Kinder betreut werden müssen, natürlich nicht so ohne weiteres ändern lässt. Doch was kann Frau tun, um im Teilzeitjob nicht auf der Strecke zu bleiben?
Erfolgreich Teilzeit arbeiten
Durch das geringe Ansehen von Teilzeitjobs glauben viele Frauen erst gar nicht daran, dass sie mit einem halben Job die ganze Karriere machen können. Daher geben sie sich oft mit einfachen Aufgaben zufrieden. Hinzukommt, dass sich vorübergehend die Prioritäten verändert haben können, je nach Grund des Teilzeitwunsches. Wenn Frau zum ersten Mal Mutter geworden ist oder die eigenen Eltern besondere Pflege brauchen, ist kaum mehr Flexibilität für den Arbeitgeber drin. Die Doppelbelastung von Familie und Beruf ist nicht zu unterschätzen. Doch erfolgreich im Teilzeitjob zu sein kann trotzdem gelingen.Vor allem in der heutigen Zeit sind Fachkräftemangel und Homeoffice ein echter Gamechanger für Teilzeitkräfte.
Gut strukturiert in den Teilzeitjob
Ein wichtiger Punkt bei der Teilzeitarbeit: Sich selbst nicht unter Wert verkaufen! Auch wenn der Fokus im Moment woanders liegt, wer weiter Karriere machen möchte, sollte sich bewusst überlegen, wohin die Reiseim Job gehen soll. Ein eigener "Businessplan" kann dafür durchaus hilfreich sein. Wie lange möchte ich Teilzeit arbeiten? Welche Teilbereiche kann ich komplett übernehmen, ohne dass es Abstriche in der Qualität meiner Arbeit zur Folge hat? Kann ich unter Umständen bei dringenden betrieblichen Erfordernissen zusätzliche Stunden anbieten, zum Beispiel im Homeoffice? Kann ich mich mit wenig Aufwand auf dem neuesten Stand in meinem Arbeitsgebiet halten, indem ich mich vielleicht in verschiedene E-Mail-Verteiler aufnehmen lasse? So gehen die Neuigkeiten nicht an mir vorbei, auch wenn ich nicht vor Ort bin.
Sei Teil der Lösung!
Solche Fragen gilt es im Vorfeld zunächst für sich selbst zu klären. Arbeitgeber und Vorgesetzte wissen es sehr zu schätzen, wenn jemand für den erhöhten Koordinationsaufwand direkt eine eigene Lösung anbietet. Je durchdachter der Plan, desto besser die Karrierechancen.
Teilzeit ist sicher der härtere Weg zum Erfolg. Aber ein erfülltes Berufsleben schenkt auch in Teilzeit mehr Freude und Lebenszufriedenheit als ein Job, der eben getan werden muss. Also kein Zurückstecken und keine Scheu vor Karriere in Teilzeit! Es lohnt sich!
Quelle:https://www.familieundberuf.at/sites/familieundberuf.at/files/event/2017/15902/zusammenfassung_zur_studie_neu_01032017_gedruckt.pdf